Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung


Dr. Rainer Haas

Stadtwaldstr. 45a, D-35037 Marburg, Tel.: 06421/93084, Fax: 06421/93073

email: haasr@gmx.net


Aktivitäten des Büros für Altlastenerkundung und Umweltforschung

Seit Mitte der 80er Jahre werden in Marburg Untersuchungen an Rüstungsaltlasten-Verdachtsstandorten durchgeführt. Das Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung arbeitet eng mit dem FB Chemie der Philipps-Universität Marburg und dem Zentrum für Hygiene und Med. Mikrobiologie des FB Humanmedizin, Bereich Umwelthygiene, zusammen.

Neben der Erkundung und Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten-Verdachtsstandorten, die historische Recherchen, Luftbildauswertung, Planung der Probenahme sowie Entnahme von Wasser- und Bodenproben mit nachfolgender chemisch-analytischer Untersuchung umfaßt, werden auch toxikologische Fragestellungen bearbeitet.

Spezielle Probleme, die im Rahmen einer Gefährdungsabschätzung nicht bearbeitet werden konnten, wurden in Form von Diplomarbeiten vertiefend untersucht. Die aus den Untersuchungen gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden in Fachzeitschriften publiziert . Die bis 1992 gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse waren Gegenstand der Dissertation von Dr. R. Haas, sie wurden in Abfallwirtschaft in Forschung und Praxis, Band 55, veröffentlicht.

Der thematische Schwerpunkt unserer Arbeit liegt bei Rüstungsaltlasten-spezifischen Substanzen (Explosivstoffe und chemische Kampfstoffe), jedoch wurden auch ein Gaswerk sowie herkömmliche Altablagerungen untersucht.

Das chemisch-analytische Leistungsspektrum umfaßt nahezu die gesamte Palette altlastenspezifischer organischer und anorganischer Substanzen und Parameter (s.a.) . Darüber hinaus können bakteriologische Untersuchungen sowie die wichtigsten ökotoxikologischen Tests und der AMES-Test angeboten werden.

Spezifische Nachweis- und Bestimmungsverfahren für aromatische Amine, Explosivstoffe und chemische Kampfstoffe wurden entwickelt. Diese Methoden werden seit Jahren bei der Untersuchung von Rüstungsaltstandorten angewendet.

Bei der Untersuchung von Rüstungsaltlasten-Verdachtsstandorten hat sich ein flexibles Vorgehen bewährt. Neben Schnelltests bei der Probenahme werden auch Informationen, die sich während der chemisch-analytischen Untersuchung ergeben, z.B. der qualitative Nachweis von PCB und PCN (polychlorierte Naphthaline) bei der Untersuchung auf Nitroaromaten ausgewertet und dem Auftraggeber mitgeteilt. Von Dr. R. Haas wurde ein Schnelltest auf TNT und weitere Nitroaromaten entwickelt, der mittlerweile bei Probenahmen auf Rüstungsaltlasten-Verdachtsstandorten breite Anwendung findet.

An folgenden Rüstungsaltlasten-Verdachtsstandorten wurden bisher Untersuchungen im Rahmen von Gefährdungsabschätzungen durchgeführt:

- Bobingen, Werk Fasan, Bayern; ehemalige Hexogenherstellung WK II

- Clausthal-Zellerfeld, Werk Tanne, Niedersachsen; ehemalige TNT-Produktion und Füllstelle, WK II

- Cuxhafen, Fort Kugelbake; Explosivstoffe

- Dethlinger Teich, Niedersachsen; Versenkung von Kampfstoffmunition nach WK II

- Dörverden, Werk Weser, Niedersachsen; Herstellung von Treibmitteln und Blaukreuzmunition, WK II

- Empelde b. Hannover, Niedersachsen; Mitarbeit bei der toxikologischen Studie

- Frankenberg, Hessen; Luftmuna WK II, Blaukreuz-Kampfstoffe

- Geretsried, Bayern; ehemalige Explosivstoffherstellung und Füllstelle, WK II

- Güsen, Sachsen-Anhalt; Sprengstoffe und chemische Kampfstoffe WK II

- Hallschlag, Rheinland-Pfalz; ehemalige Munitionsanstalt WK I, Explosivstoffe und Blaukreuz-Kampfstoffe

- Herzberg/Harz, Niedersachsen; Munitionsfabrik WK II, Explosivstoffe

- Ilmenau, Thüringen; zwei Munitionslager, WK II, Explosivstoffe

- Leese, Niedersachsen; Untersuchungen auf Blaukreuzkampfstoffe

- Löcknitz, Mecklenburg-Vorpommern; Muna WK II; Explosivstoffe und chemische Kampfstoffe

- Nordsee, Munitionsversenkungsgebiete nach WK II, Explosivstoffe

- Nürnberg-Feucht, Bayern; Heeres-Muna WK II; Explosivstoffe und chemische Kampfstoffe

- Schimmerwald, Niedersachsen; Munitionsanstalt WK II, Explosivstoffe

- Stade, Grauer Ort, Niedersachsen; Marinesperrzeugamt WK II und Munitionsdelaborierung nach WK II

- Stadtallendorf, Hessen; TNT-Produktion und Füllstelle WK II

- St. Georgen, Bayern; Muna WK II; Explosivstoffe und chemische Kampfstoffe

- Waldkraiburg, Bayern; Treibmittel-Herstellung WK II; Treibmittel und Stabilisatoren.

An folgenden Standorten wurde an der historischen Recherche mitgearbeitet: Bobingen, Dragahn, Leese, Liebenau, Stadtallendorf.

Im Auftrag des Umweltbundesamtes wurden Teilbereiche der Projekte "Erfassung von Verdachtsstandorten von Rüstungsaltlasten in Deutschland" (UBA-Texte 8/93, Bände 1 bis 3 und UBA-Texte 8/93, 26/96, 31/96 "Explosivstofflexikon", 1. und 2. Auflage) sowie "Branchentypische Inventarisierung von Bodenkontaminationen auf Rüstungsaltlaststandorten" (UBA-Texte 43/94) bearbeitet.

Das Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung war im BMFT-Projekt "Mikrobiologische Sanierung "Werk Tanne", Clausthal-Zellerfeld" mit der Durchführung der analytischen Qualitätssicherung betraut.

Spezifische Nachweis- und Bestimmungsverfahren für aromatische Amine (Metabolite von Explosivstoffen und Pestiziden) sowie für chemische Kampfstoffe, deren Metabolite und Begleitsubstanzen (Blaukreuzkampfstoffe, S-LOST) wurden entwickelt (s.a. und).

Ein Forschungsvorhaben zu dem Problemkreis polarer Metabolite von Nitroaromaten in Kooperation mit der Univ. Marburg, Institut für Immunologie und FB Chemie, JenaBios GmbH und Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft ist in Vorbereitung.

In Zusammenarbeit mit der Univ. Jena, Institut für Mikrobiologie und der Fa. JenaBios GmbH, Dr. Katrin Scheibner, wurde ein Verfahren zum enzymatischen Abbau von organischen Arsenverbindungen entwickelt und patentiert.

Von der Fa. Gaiasafe gmbh, Marburg, deren Geschäftsführer Dr. Rainer Haas ist, wurden Passivsammler zur Wasseruntersuchung entwickelt. Diese Passivsammler werden zur Zeit auch bei der Untersuchung von Rüstungsaltlasten eingesetzt.

In Kooperation mit einer Berliner Firma wird ein Sanierungsverfahren zur rückstandsfreien Eliminierung von Explosivstoffen aus Wasser mit UV-Behandlung angeboten.

Die Arbeitsgemeinschaft Kampfstoffanalytik, bestehend aus der Fa. Hazard Control, Faßberg und dem Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung, Marburg, die gemeinsam das Biolabor Trauen betreibt, bietet weltweit umfangreiche analytische Leistungen auf dem Gebiet der Explosivstoff- und Kampfstoffanalytik an. Das Biolabor Trauen ist weltweit die einzige nichtstaatliche Institution, die die Umgangsgenehmigung für chemische Kampfstoffe gem. Kriegswaffenkontrollgesetz besitzt und über zertifizierte Referenzsubstanzen verfügt.

Dr. Rainer Haas ist im TACIS-Projekt ENVRUS 9802 als sachverständiger Chemiker in verschiedenen Laboratorien in Moskau und Dzherzhinsk b. Nizhni Nowgorod mit der analytischen Qualitätssicherung der Untersuchung von chemischen Kampfstoffen (Lewisite) betraut.

Das Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung verfügt über ein umfangreiches Archiv zum Thema "Rüstungsaltlasten" (gedruckte Werke, Zeitschriftenbände, Fachlexika, Archivakten etc.) sowie chemische, medizinische und toxikologische Fachliteratur.

Durch enge Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen (Chemie, Biologie, Geowissenschaften, Toxikologie, Medizin) können auch komplexe Fragestellungen interdisziplinär qualifiziert bearbeitet werden.

Dr. Rainer Haas


Weitere Informationen bzw. Sonderdrucke von Publikationen können Sie per email (haasr@gmx.net) anfordern.



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