Astronomieseiten von Dr. Rainer Haas



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Merkur



Rainer Haas



Merkur ist der erste Planet von der Sonne aus gesehen. Die wichtigsten Daten:

Äquatordurchmesser: 4.880 km

Masse: 0,0553 (Erde=1); 3,303 * 1023 kg

mittlere Dichte: 0,983 (Erde=1); 5,43 g/cm3

Oberflächenschwerkraft: 0,378 (Erde=1)

Oberflächentemperatur: -173°C (Nachtseite) bis +427°C (Tagseite)

Rotationsdauer: 1407,6 h (58,64 Tage)

Äquatorneigung: 0,00°

Entweichgeschwindigkeit: 4,3 km/s

Bahnexzentrität: 0,206

Mittl. Bahngeschwindigkeit: 47,9 km/s

Entfernung von der Sonne: 69,8 (Aphel) bis 46,0 (Perihel) Mill. km

Umlaufzeit um die Sonne: 88,0 Tage

Bahnneigung gegen die Ekliptik: 7,0°

Albedo: 0,10

scheinbarer Durchmesser von der Erde aus: 4,8" bis 13,3"

scheinbare Helligkeit von der Erde aus: max. -1,9m



Der innerste Planet Merkur umkreist die Sonne auf einer exzentrischen Bahn in einem Abstand von 46,0 Mill km bis 69,8 Mill. km in 88,0 Tagen. Die Rotation steht in Resonanz mit der Umlaufperiode: bei zwei Sonnenumläufen führt Merkur drei Umläufe um seine Achse durch. Seine Rotationsdauer von 58,64 Tagen wurde 1965 mittels erdgebundener Radarbeobachtungen entdeckt. Aufgrund dieser 3:2-Resonanz dauert ein voller Merkurtag zwei Merkurjahre (176 Tage).



Merkur ist mit 4.880 km Durchmesser nach Pluto der zweitkleinste Planet und wird an Größe von den Monden Ganymed und Titan übertroffen. Die hohe Dichte von 5,43 g/cm3 zeigt an, daß Merkur einen mächtigen Eisenkern von 70-80% des Planetenradius besitzt, dem ein Silikatmantel bis zur Oberfläche folgt.



Merkur besitzt eine extrem dünne Atmosphäre, die aus 42% Sauerstoff, 29% Natrium, 22% Wasserstoff, 6% Helium und 0,5% Kalium mit Spurenanteilen von Argon, Kohlendioxid, Wasser, Stickstoff, Xenon, Krypton und Neon besteht und die vom Sonnenwind gespeist wird.



Die Oberflächentemperaturen differieren von max. +427°C auf der Tagseite bis -173°C auf der Nachtseite. Merkur besitzt ein schwaches Magnetfeld, dessen Stärke ca. 1% des irdischen Magnetfeldes beträgt.



Merkur wurde bei drei Vorbeiflügen der Raumsonde Mariner 10 in den Jahren 1973 und 1974 erkundet. Mit 2.700 Bildern wurden ca. 50% der Oberfläche mit einer Auflösung bis zu 100 m kartographiert. Die Bilder der Sonde zeigen eine alte kraterbedeckte Oberfläche, die der des Erdmondes ähnelt. Es sind deutliche Hinweise auf Vulkanismus in der Frühzeit des Planeten vorhanden.



- Bild: mercury.gif: Planet Merkur, Mariner 10, NASA



Das Merkurrelief ist, wohl aufgrund der größeren Schwerkraft, flacher als auf dem Mond: während die höchsten Erhebungen auf dem Mond Höhen von 5,8 km erreichen, sind sie auf Merkur nur 2-4 km hoch.



Im Gegensatz zum Mond besitzt der Merkur wenig Tiefebenen. Die größte Tiefebene ist das Caloris-Becken mit einem Durchmesser von mehr als 1.300 km. An seiner Peripherie befinden sich Ringwälle mit einer Höhe von bis zu 2 km. Das Becken wurde vor ca. 3,9 Milliarden Jahren durch einen Meteoriteneinschlag gebildet. In Folge des Einschlages trat Lava aus den Bruchzonen aus.



- Bild: caloris.gif: Krater Caloris, Mariner 10, NASA

- Bild: fault.gif: Merkur, Steilstufen, Mariner 10, NASA



Merkurs Oberfläche besitzt sog. Steilstufen. Dies sind Böschungen mit einer Höhe von 2-3 km, die zwei ansonsten gleiche Gebiete voneinander trennen. Die Länge dieser Steilstufen erreicht mehrere hundert bis mehrere tausend km.



Erdgebundene Radarbeobachtungen lassen vermuten, daß sich in Kratern in der Polarregion Merkurs, die nicht von der Sonne beschienen werden, Wassereis befindet. 1994 wurde von der Raumsonde Clementine auf dem Mond, ebenfalls in der Polarregion, Wassereis entdeckt.



Merkur gehört wie Venus zu den inneren Planeten. Da er in geringerer Entfernung als die Erde die Sonne umkreist, zeigt er Phasen wie der Mond und die Venus. Er erscheint als Vollmerkur (scheinbarer Durchmesser 4,8"), wenn er größte Erdferne (Entfernung 220 Mill. km) erreicht hat (obere Konjunktion). Bei größter Erdnähe (Entfernung 79 Mill. km) in der sog. unteren Konjunktion zeigt er der Erde seine unbeleuchtete Seite (scheinbarer Durchmesser 13,3"). Die besten Beobachtungsbedingungen von der Erde aus werden während der größten östlichen bzw. westlichen Elongation erreicht (Halbmerkur), da er nur zu diesen Zeiten einen ausreichenden Winkelabstand von bis zu 28° zur Sonne besitzt, um auch mit bloßem Auge gesehen zu werden. Seine Maximalhelligkeit erreicht er in der Nähe der oberen Konjunktion.



Merkur ist der einzige Planet außer Mars, auf dem von der Erde aus direkt die Planetenoberfläche beobachtet werden kann. Jedoch sind die Oberflächenstrukturen nur zart angedeutet.



Quellen:

Hamilton, C.J. (1997): Views of the Solar System. http://bang.lanl.gov/solarsys

Arnett, B. (1997): The Nine Planets. http://seds.arizona.edu/nineplanets

National Space Science Data Center (1997): Planetary Fact Sheets. http://nssdc.gsfc.nasa.gov/planetary/factsheet

National Space Science Data Center (1997): NSSDC Master Catalog Spacecraft. http://nssdc.gsfc.nasa.gov/cgi-bin/database

Rükl, A. (1996): Bildatlas des Weltraums. Bechtermünz Verlag, Augsburg

dtv-Atlas zur Astronomie (1990). DTB-Verlag, München, 10. Auflage

Beatty, J.K.; O'Leary, B.; Chaikin, A. (1985): Die Sonne und ihre Planeten. Physik-Verlag, Weinheim

Ksanfomaliti, L. (1978): Planeten. MIR Moskau





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Dies ist eine Leseprobe. Dieser Beitrag (mit Bildern) erscheint in der Enzyclopädie für Naturwissenschaft und Technik; copyright: Rainer Haas, 1998.



Herausgeber der Enzyclopädie für Naturwissenschaft und Technik (EN&T) ist der ecomed-Verlag, Rudolf-Diesel-Str. 3, D-8689 Landsberg (http://www.ecomed.de/journals.htm)





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